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Aus der Geschichte des DRK in Gransee

 

 

durch Unterstützung von

Diplom-Historiker Carsten Dräger

 

Auf Initiative und unter der Schirmherrschaft der Kaiserin Auguste Viktoria entstanden in den Städten und hernach auf dem Lande dem Roten Kreuz verbundene und nahestehende Vereine. Häufig engagierten sich Frauen sozialer und humanistischer Gesinnung in ihnen. So entstand in Gransee unter anderem ein „Vaterländischer Frauenverein vom Roten Kreuz“. Die Geburtsstunde der ersten offiziellen Vereinigung des Roten Kreuzes in Gransee schlug im Jahre 1891.

 

 

15. Juli 1891

Gründung des „Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz“ mit  Vereinssitz Gransee (auch Rot-Kreuz-Verein genannt), dessen Satzung am 7. Juni 1904 erneut juristisch bestätigt wird. 130 Mitglieder (Frauen und Männer) aus Gransee, Neu-Lüdersdorf, Rauschendorf und Wentow gehören ihm an.

Vorstand: Vorsitzende Frau Bürgermeister Kuckert/ab 1906 Frau Apotheker Emilie Müller

Stellvertretende Vorsitzende: Frau Rektor Hedwig Meinhardt

Schriftführer und Schatzmeister: Rektor Otto Meinhardt

 

1892

Die 1. Seebadeanstalt am Geronsee entsteht. Als Protagonisten treten unter anderem Otto Meinhardt, Bürgermeister Kuckert, einige Geschäftsleute der Stadt sowie die im „Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz“ engagierten Ehefrauen Kuckerts und Meinhardts für die Rea-lisierung des Projekts ein. Gransee soll für Touristen attraktiv werden. Das über Jahrzehnte andauernde „Luftkurort“-Projekt“, das ab 1896 vom neu gegründeten Verschönerungsverein sowie vom Magistrat unter Bürgermeister Kuckert und dessen Nachfolger Leue beharrlich ver-folgt und vorangebracht wird, beginnt Gestalt anzunehmen. Außerdem soll die Stadtjugend zum Betreiben des Schwimmsports animiert werden.

 

1893

Im Zusammenwirken von Stadtverwaltung, „Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz“ und privaten Spendern entsteht die „Herberge zur Heimat“ in der Vogelsangstraße. Sie dient Stadtarmen und fremden Obdachlosen als Notunterkunft bzw. nächtliches Schlaflager.

 

1895

Der „Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz“ verteilt Zettel an alle Haushalte und ver-öffentlicht einen Aufruf in der Lokalpresse, um die Granseer Einwohner vom Nutzen und der Notwendigkeit einer Krankenversicherung zu überzeugen und sie zur Mitgliedschaft in der bereits 1885 gegründeten Ortskrankenkasse zu bewegen. Daraufhin gibt es über 70 Neuzugänge.

 

1896

Die auf Initiative des seit Juli 1882 in Gransee amtierenden Bürgermeister Ernst Kuckert bereits am 24. November 1883 eingerichtete „Verpflegungsstation“ im Armenhaus der Stadt - auch „Verpflegungsstätte für Arme und Heimatlose“ genannt - wird dem „Vaterländischen Frauen-verein vom Roten Kreuz“ zur ehrenamtlichen Bewirtschaftung  übertragen. Die Finanzierung erfolgt aus der Stadtkasse.

 

1888 bis 1899

In diesen Jahren treten mehrfach schwere Infektionsepidemien in Gransee auf: Die Masern grassieren, insbesondere unter den Kindern, in den Jahren 1888, 1894 (520 registrierte Fälle) und 1900 (Schulschließung). Von 1893 bis 1895 (67 Erkrankte) wütet die Diphterie unter der Granseer Bevölkerung. In den Jahren 1893 und 1899 werden schwere Grippeepidemien zu verzeichnen. Die Mitglieder des „Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz“ initiieren Aufklärungs- und Informationskampagnen und geben Hinweise zur Ursache der Krankheiten, zum Krankheitsbild und zur Infektionsgefahr und -verhütung. Sie weisen unnachgiebig auf das Problem der Verschmutzung bzw. Verkeimung des Trinkwassers hin und fordern die Anlage eines Trinkwasserleitungsnetzes bzw. die Modernisierung und gewissenhafte hygienische Überwachung der Trinkwasserbrunnen.

 

1899

Gemeinsam mit den beiden niedergelassenen Ärzten der Stadt organisiert der „Rot-Kreuz-Verein“, resultierend aus den Erfahrungen der vorangegangenen 10 Jahre, mit Unterstützung des Kreisarztes die Ein- und Durchführung eines jährlichen Pflichtschutzimpf-Programms für Klein- und schulpflichtige Kinder. Einige Jahre danach wird auch für Erwachsene die freiwillige Schutzimpfung gegen diverse Infektionskrankheiten angeboten.

 

Um 1900:

Der Verein leistet materielle und finanzielle Unterstützung für hilfebedürftige alte und kranke Menschen, kinderreiche bzw. arme Familien und alleinerziehende Mütter mit Kindern. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch Spenden, Zuschüssen der Stadtverwaltung sowie dem Erlös aus Haustür- und Straßensammlungen. Unter anderem gibt es den „Wochenkorb“ (Lebens-mittel/Dinge des täglichen Bedarfs) für Bedürftige, einen Hebammendienst, eine Mütterberatung und eine Wöchnerinnenpflege. Zudem findet jährlich eine Weihnachtsbescherung in der Schule statt, für deren Gelingen die Rot-Kreuz-Mitglieder Rektor Otto Meinhardt und dessen Ehefrau Hedwig sorgen. Familienabende und Volksbildungsabende mit den Themen Gesundheits-vorsorge, Hygiene, Erste Hilfe und Rettungsmaßnahmen, Säuglingspflege, gesunde Ernährung, Krankheiten und deren Therapie etc. werden organisiert und regelmäßig angeboten.

 

1901

In Gransee entsteht in Trägerschaft des „Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz“ eine „Kinderbewahranstalt“. Die Stadtverwaltung gewährt großzügige finanzielle Unterstützung. Das vom Verein erworbene kleine Haus befindet sich dereinst in der Kirchstraße. Den Vorsitz im Trägerverein übt in jenem Jahr Frau Bürgermeister Kuckert aus. Zunächst als Sommer-kindergarten gedacht, öffnet er in späteren Jahren ganzjährlich.  Aufnahme finden zunächst stundenweise, späger in Ganztagsbetreuung Kinder ab 4 Jahren. „Wegen der Dienstver-pflichtung vieler Mütter“, so die „Granseer Zeitung“, die in der Ziegelei und der Grüneberger Munitionsfabrik eingesetzt werden, erfolgt ab 1915 die kontinuierliche Öffnung und Aufnahme von Kindern unter 3 Jahren. Aus der ursprünglichen offiziellen Bezeichnung „Kinderbewahr-anstalt“ wird nun der Name „Kindergarten“.

 

1901

Der „Vaterländische Rot-Kreuz-Verein“ zählt zur Vielzahl der in der Stadt Gransee entstandenen und etablierten Vereine. Er begeht mit einer Festveranstaltung seinen  10. Geburtstag, beteiligt sich an der großen Festveranstaltung anlässlich der Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Warteberg und tritt, adrett gewandet in dunklen Kostümen und schwarzen Kaleschen, gemein-sam mit der Schuljugend und dem Schulrektor Otto Meinhardt im Festumzug in Erscheinung.

 

1903

Adolf von Bentivegni, 1. Richter des Granseer Amtsgerichts, und seine Ehefrau, die Schriftstellerin Ina von Bentivegni, werden Mitglieder im hiesigen „Vaterländischen Frauenverein zum Roten Kreuz“. Aus seiner Feder stammt der 1904 juristisch bestätigte Satzungsentwurf. 1910 spendet er als gut situierter Beamter dem Verein 350 Mark, die er anlässlich seiner Beförderung  als Prämie vom Justizministerium erhält. Das Geld soll einer Suppenküche im Granseer Armenhaus zugute kommen, die im Jahre 1905 eingerichtet wird. Die Essenzubereitung und -ausgabe übernehmen Mitglieder des Frauenvereins ehrenamtlich.

 

 

1905/06

Anfang des Jahres fasst der „Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz“ den Beschluss, sich für den Bau einer Badeanstalt, die auch im Herbst, Winter und Frühling hygienische Zwecken der Körperpflege sowie der Erholung und Therapie dienlich ist, einzusetzen. Eine „Anstalt für Wannen- und medizinische Bäder“ entsteht und wird in der Strelitzer Straße 1906 vom Magistrat in Betrieb genommen. Zwei an der DRK-Schwesternschule in Berlin ausgebildete Therapeutinnen sorgen sich hier um das Wohl der Besucher bzw. die Behandlung der Patienten.

 

1906

Der Verein verfügt über ein Vermögen von 3000 Mark in Grundstücken und 600 Mark in Geld und Wertpapieren sowie 310 Mark aus Mitgliederbeiträgen (2,50 Mark je Mitglied pro Jahr).

 

1914 bis 1918/1. Weltkrieg

Beteiligung an der Kriegskranken- und Wohlfahrtspflege: „Der Verein hat im Kriege 1914 bis 1916 für Kriegskranken- und Kriegswohlfahrtspflege einschließlich Sammlungen 800 Mark ausgegeben. “Zu den Aktivitäten des hiesigen Roten Kreuzes zählten Geldsammlungen, das Stricken von Socken und anderen Kleidungsstücken, das Versenden von Päckchen für Front-soldaten, die Unterstützung und Pflege heimgekehrter Invaliden und die Hilfe für alleinstehende Frauen mit Kinder. Insgesamt sind 128 gefallene Granseer registriert. Der Kantor Otto Bluhm war lt. „Granseer Zeitung“ das erste Kriegsopfer aus Gransee. Er stirbt in Belgien und hinterlässt eine mittellose Ehefrau und drei Kinder im Alter zwischen 4 bis 10 Jahren. Die Grundversorgung notleidender Granseer mit Nahrungsmitteln erfordert auf Grund schlechter Ernten sowie Rationierung und ständiger Verteuerung von Lebensmitteln große Anstrengungen der hiesigen Rot-Kreuz-Organisation. Es finden drei  „Eintopftage“ pro Woche statt.

 

1918/19

In Gransee entsteht nach dem 1. Weltkrieg, im Sinne der „Volksschulbewegung“ der Weimarer Republik, zur Hebung der „Volksbildung“ eine „Kreis-Volkshochschule“, die eng mit dem Frauenverein vom Roten Kreuz kooperiert. Vor allem die Unterrichtsinhalte werden durch Beteiligung des Vereins bereichert, Referenten und Kursleiter ehrenamtlich gewonnen. Es gibt unter anderem des späten Nachmittags und des Abends Kursangebote in der Ersten Hilfe und zu Themen der Pflege, Körperhygiene, Ernährung, Gesunderhaltung und Vorbeugung, gesunden Lebensweise und zum Verhalten bei Infektionskrankheiten. Die Kernaufgabe besteht jedoch in der Ausbildung von Pflegepersonal/Pflegehelferinnen und Ersthelfern sowie in der Durchführung von Sanitätslehrgängen in den Räumen der Schule am Klosterplatz (heute Sitz der AOK).

 

1919/1920

Zurückgekehrte Frontsoldaten und weitere junge Männer der Stadt Gransee und des Umlands gründen die „Freiwillige Sanitätskolonne vom Deutschen Roten Kreuz“, die fortan mit der 1891 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr eng kooperiert und bei Brandeinsätzen und zu Unfällen (insbesondere Verkehrsunfällen auf der  „Reichsstraße 96“) mit alarmiert wird und ausrückt.

 

1920

Sanitäter/Innen der hiesigen Sanitätskolonne des Roten Kreuzes sind bei größeren kulturellen und politischen Veranstaltungen, Stadt- und Vereinsfesten und/oder Sportveranstaltungen stets vor Ort, um im Notfall helfen zu können. Zu den Heimspielen des 1920 gegründeten Fußballvereins sind stets zwei Sanitäter anwesend.

 

1922

Die „Freiwillige Sanitätskolonne vom Deutschen Roten Kreuz“ verfügt nun auch über weibliche Mitglieder, die eine eigenständige Einsatzgruppe im hiesigen Sanitätszug bilden. Die Tätigkeit wird ehrenamtlich und unentgeltlich ausgeübt.

1923

Erstmalig erfolgt eine vom Roten Kreuz in Absprache mit dem Neuruppiner Kreisphysikus (Kreisarzt) organisierte ärztliche und zahnärztliche Untersuchung aller Granseer Schulkinder. Es wird größtenteils ein allgemein schlechter Gesundheitszustand diagnostiziert. Vor allem die Zahnpflege (Karies und Parodontose) wird als mangelhaft bewertet. Es erfolgt eine Aufklärungskampagne durch Rot-Kreuz-Helferinnen mit der Empfehlung an die Eltern, ihre Kinder einer ärztlichen Behandlung zuzuführen.

 

1926

Im alten, 1882 errichteten Krankenhaus in der Baustraße versehen im Wechsel die in Gransee niedergelassenen Ärzte ihren Dienst. Erstmals gehören zum ständigen Pflegepersonal der Einrichtung auch 3 „Rot-Kreuz-Schwestern“, deren Bezahlung die Stadtkasse seitens der Stadtkasse erfolgt.

 

1933 bis 1935

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 folgen alsbald Verfolgungen, Übergriffe und Verhaftungen. Parteien und Organisationen werden verboten bzw. durch „Gleichschaltung“ neu strukturiert und in das NS-Regime integriert. Auch das DRK mit seinen Verbänden und Ortsvereinen/Ortsgruppen ist davon betroffen. Der Verabschiedung einer neuen Satzung des DRK erfolgt am 29. November 1933. Die Funktion des DRK besteht nun hauptsächlich in der Werbung Freiwilliger, die zu Kranken- und Pflegeschwestern, Sanitäter/Innen für den Einsatz vor Ort, in Krankenhäusern, Seuchenlagern, als Sanitäter/Innen an der Front  und/oder im Lazarettdienst. Auch Granseer Mädchen werden zum Freiwilligendienst geworben, drei von ihnen sind im Krieg als Lazarettschwestern des Roten Kreuzes im Einsatz.

 

Juni 1935

Das „Wachhaus“ in der Oranienburger Straße/Ecke Wartestraße wird fertig gestellt und eingeweiht. Es dient noch nach dem Krieg jahrzehntelang als Einsatzzentrale des DRK in Gransee.

Ein Fernsprechanschluss im Selbstwählfernverkehr, der durch die Vermittlungsstelle in der ebenfalls im Juni 1935 in Betrieb genommenen neuen Post am Bahnhof möglich wird, ist vorhanden und stellt die schnelle Alarmierung sicher. Als Rettungsstelle erhält das rund um die Uhr besetzte „Wachhaus“ aus der Kreisstadt Neuruppin einen Rettungswagen. Die Granseer Sanitätskolonne, inzwischen als „Sanitätshalbzug Gransee“  bezeichnet, befindet sich im ständigen Wechseldienst ab 1942 in ständiger Alarmbereitschaft an diesem Ort.

 

Sommer 1936

In Berlin richtet das NS-Regime die Olympischen Sommerspiele aus. Der Granseer DRK-Sanitätszug ist dort mit im Einsatz zur Absicherung der Sportveranstaltungen. Laut eines Augenzeugen wird er vom „Führer“ persönlich begrüßt. Eine Baracke des Olympischen Dorfes wird im Herbst ab- und in Gransee wieder aufgebaut. Als so genanntes „Maidenlager“  dient sie als Unterkunft für Mädchen im freiwilligen Landjahr sowie als Schulungsstätte des Roten Kreuzes. Es werden hier Mädchen für den freiwilligen Dienst beim Roten Kreuz in Kursen und Praktika geschult und hernach im Pflege-, Sanitäts- und/oder Hospizdienst eingesetzt.

 

1. Dezember  1937

Das DRK verliert per „DRK-Reichsgesetz“ alle Vollmachten und Zuständigkeiten bezüglich bislang vereinseigener Wohlfahrtsvereinigungen. Sie werden unter das Dach der „NS-Wohlfahrt“ gestellt. Gemäß dem Führerprinzip erfolgt eine streng hierarchische, staatlich gelenkte Neustrukturierung. Als offizieller Gruß ist fortan „Heil Hitler“ vorgeschrieben.

 

1939

Die „NS-Wohlfahrt“ und der Rot-Kreuz-Sanitätszug organisieren mit dem ortsansässigen Milchhändler Gorka und hiesigen Bäckern eine Schulspeisung. Jedes Kind erhielt täglich einen viertel Liter Milch und ein Roggenbrötchen (Schusterjungen).

 

1940 ff.

Das Rote Kreuz bietet der hiesigen Einwohnerschaft an so genannten „Eintopftagen“ eine warme Suppe aus der Feldküche an. Jährlich wird eine Kinderweihnachtsfeier durchgeführt. Die Kinder bieten ein Programm mit Liedern und Gedichten und erhalten dafür einen „Bunten Teller“ mit Äpfeln, Nüssen, Plätzchen und Pfefferkuchen. Außerdem werden Kleidungsstücke für die Granseer Frontsoldaten (Socken, Ohrenschützer etc.) gestrickt, Kleidersammlungen durchgeführt und eine Kleiderkammer eingerichtet sowie Lebensmittel gesammelt, die hiesigen Bedürftigen zukommen oder den Soldaten als Heimatgruß per Päckchen zugeschickt werden. Eigene Geldspendensammlungen und Sammlungen für die „Winterhilfe“ werden mehrfach durchgeführt.  

 

1943

Anlässlich des Geburtstages des „Führers“ Adolf Hitler wird im April eine Straßen- und Haussammlung durchgeführt. Der Erlös soll den Frontsoldaten zugutekommen.

 

1942/43

Ausgebombte Familien aus Berlin und anderen deutschen Städten gelangen nach Gransee und suchen hier Unterkunft. Freiwillige Schwestern des DRK sorgen sich auch um sie.

 

1934 bis 1945  

Rudolf Nadolny, ehedem für das Auswärtige Amt im Diplomaten- und Botschaftsdienst in Albanien, Persien, Schweden, der Türkei und Russland tätig, bei Hitler wegen seiner Gesinnung und Meinung in Ungnade gefallen, ist von 1934 bis 1948 auf dem Katharinenhof in Gransee ansässig. Er engagierte sich als überzeugter Humanist und Pazifist für die Rot-Kreuz-Bewegung und stand auch in Kontakt mit Felix Kersten auf dem Gut Harzwalde bei Dollgow. Nach dem Krieg engagierte er sich für die Neuorganisation und Wiederentstehung des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin und fungierte kurzzeitig als dessen Präsident. Sein Antrag zum Erhalt einer Lizenz zur Reorganisation des Deutschen Roten Kreuzes hat jedoch keinen Erfolg und wird vom „Alliierten-Kontrollrat“ abgewiesen. Im September 1945 erfolgt die Auflösung des DRK in der östlichen wie auch in den westlichen Besatzungszonen.

 

April 1945

Felix Kersten, ein guter Bekannter Nadolnys, steht als Masseur und Leibtherapeut in engem Kontakt zum SS-Führer Heinrich Himmler, der sich häufig in Hartzwalde, dem Wohnsitz Kerstens, behandeln lässt und dort sehr vertrauliche Gespräche mit ihm führt. Nachdem er sich im März 1945 im persönlichen Gedankenaustausch mit Himmler für eine Verbesserung der Lage der Juden und anderer KZ-Insassen ausspricht, gelingt es ihm, den Reichsführer SS mit dem schwedischen Vertreter des jüdischen Weltkongresses, Norbert Masur, auf seinem Gut Hartzwalde zusammentreffen zu lassen. In geheimer Verhandlung stimmt Himmler zu, dass im Zeichen des Roten Kreuzes in einer großangelegten, humanitären Rettungsaktion tausende KZ-Häftlinge, unter ihnen insbesondere Juden, mit weißen Rot-Kreuz-Bussen nach Schweden transportiert werden dürfen.

 

1945 ff.

Am 22. Januar trifft der erste Flüchtlingstreck aus dem Osten in Gransee ein. Die notdürftige Unterbringung erfolgt im Schulhaus am Buchholzer Weg (heute Koliner Straße). Im Erdgeschoss nehmen eine evakuierte Kinderklinik aus Posen (Poznan) mit ca. 60 Patienten sowie eine Säuglingsstation aus Kalisch (Kalisz) Quartier. Die Rot-Kreuz-Flagge wird aus dem Turmfenster gehängt. Dem Arzt stehen drei Rot-Kreuz-Schwestern assistierend zur Seite, die wiederum von freiwilligen Granseer Pflegerinnen unterstützt werden. Drei Räume dienen zur Unterbringung von Müttern mit Kleinkindern. Ein weiterer großer Flüchtlingstreck mit mehr als 600 Personen erreicht Gransee am 31. Januar 1945, weitere folgen in immer kürzeren Abständen. „Strohschütten“ dienen als Schlafplatz, gewaschen wird sich mit Schnee und Regenwasser. Unterkunft kann schließlich nur noch für eine Nacht gewährt werden, dann geht es weiter zur Ziegelei und in Gutshäuser umliegende Dörfer. Vom 31. Januar bis 11. Februar 1945 ist die Granseer Schule laut Aufzeichnungen in der Schulchronik Durchgangsstation für fast 7000 Flüchtlinge. Ende Februar 1945 bricht unter den DRK-Schwestern der „Kinderklinik“ Scharlach aus. Daraufhin erfolgen die komplette Desinfizierung und vier Wochen Quarantäne. Am 24. März 1945 wird die provisorische Kinder- und Säuglingsstation aufgelöst und nach Elisabethruh, wo ein katholisches Krankenhaus der Berliner Diakonie provisorisch einquartiert ist, verlagert. Die DRK-Schwestern verlassen am 26. März 1945 die Stadt. Am 6. April 1945 nehmen hier zurückweichende deutsche Wehrmachtssoldaten Quartier. Als Typhus unter den vielen Flüchtlingen und teilweise auch Einheimischen ausbricht, wird in der 1935 errichteten NS-Bauernhochschule auf dem Warteberg, die inzwischen als Notlazarett diente, eine Quarantänestation eingerichtet und zu diesem Zweck extra noch eine neue Baracke aufgestellt. Dennoch können nicht alle Erkrankten aufgenommen werden. DRK-Schwestern und Sanitätskräfte aus Gransee und Umland leisten hier eine aufopferungsvolle Arbeit. Diese Situation dauert bis 1947 an. Als Arzt fungiert auf Anordnung des Stadtkommandanten der in Berlin ausgebombte und wegen einer Gehbehinderung vom Kriegseinsatz verschont gebliebene Dr. Prenzlow, Schwiegersohn des einstigen Granseer Bürgermeisters Leue. Ihn unterstützen zwei Krankenschwestern, die ehedem dem DRK angehörten.

 

Nachkriegsjahre: 1950/51

Planungen und langwierige Verhandlungen des Granseer Magistrats, des Bürgermeisters und der Stadtverordneten mit den Kreis- und Landesbehörden in Neuruppin bzw. Potsdam für die Errichtung eines Krankenhauses in Gransee: Die 1935 am bevorzugten Standort auf dem Warteberg errichtete „Bauernhochschule“, eine Schmiede der NS-Ideologie, soll zu diesem Zweck umgebaut und ausgerüstet werden.

 

1952

Einweihung des neuen Krankenhauses am Meseberger Weg: Als erster Chefarzt fungiert

Dr. Deidesheimer. Auch vom DRK ausgebildetes Pflegepersonal wird hier tätig.

 

23. Oktober 1952

Gründung des DRK in der DDR mit Sitz in Dresden: Fortan entstehen wieder Landes- und Kreisverbände.

 

Anfang 60er Jahre

Entstehung des Kreisverbandes des DRK mit Sitz in Zehdenick: In Zehdenick entsteht die Kreisgeschäftsstelle. Von 1965 bis 1985 ist Herr Kotzte Sekretär des Kreiskomitees (heute KreisgeschäftsführerIn). Zur Kreisgeschäftsstelle gehören 40-45 Ortsgrundorganisationen im Kreises Gransee. In den 3 größeren Städten, Gransee, Zehdenick und Fürstenberg werden Krankentransportstützpunkte errichtet.

 

Ende 60er Jahre

Das Jugendrotkreuz (JRK) wird gebildet. Mittlerweile gibt es an jeder Schule im Kreis Gransee eine Arbeitsgemeinschaft „Junge Sanitäter“. Jährlich finden Kreiswettkämpfe unter den „Jungen Sanitätern“ aller Kreisgeschäftsstellen statt. Die Besten unter ihnen nehmen an den Bezirkswettkämpfen in Potsdam teil.

September 1974

An der größten bisher Dagewesenen Übung des DRK, „Übung September“, sind rund 250 Personen, zusätzlich das technische Personal (Versorgung), mit ca. 35-40 Fahrzeugen beteiligt. Die Übung erstreckt sich von Grüneberg bis nach Himmelpfort und wäre ohne den ehrenamtlichen Einsatz der DRK-KameradenInnen nicht durchführbar gewesen.

 

1981

Im Präsidium in Potsdam wird über eine Vergrößerung des Standortes Gransee ge-sprochen. Vom Rat des Kreises kommt dann die Festlegung, dass Gransee neue Kreisge-schäfsstelle des DRK wird. Somit zieht diese von Zehdenick nach Gransee.

 

1982

Am 3. Oktober 1982 finden in Gransee die Bezirkswettkämpfe der Rot-Kreuz-Jugend statt.

 

1990

9. November - Die sechs aus dem DRK der DDR neu gebildeten Landesverbände erklären den Beitritt zum Deutschen Roten Kreuz zum 1. Januar 1991. Vertrag über die Herstellung der Einheit des DRK: Das DRK der DDR löst sich auf.

1991

3. Mai - Bestätigung der Anerkennung durch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) anlässlich der Ausdehnung des DRK auf das gesamte Bundesgebiet

 

1993

11. November - Verabschiedung der neuen DRK-Satzung

 

1996

Der Sitz der Kreisgeschäftsstelle wird von der Berliner Straße (Rettungswache) in die Koliner Straße (ehem. Wehrkreiskommando) verlegt.

 

1997

Im Juli 1997 steigt die Oder über ihre Ufer. Die Einheiten des Katastrophenschutzes sind an der Betreuung und Versorgung der Menschen vor Ort beteiligt. Später erhalten die KameradenInnen dafür die „Oderflut-Medaille“ sowie eine Ehrenurkunde.

 

2002

Die neue Satzung des DRK Kreisverbandes Gransee tritt in Kraft.

 

Die KameradenInnen werden erneut zur Flutkatastrophe gerufen. Dieses Mal geht es zur Elbe, die im August 2002 über ihre Ufer tritt.

 

02. Mai 2008

Die Betreuungskomponente des Katastrophenschutzes des DRK Gransee beteiligt sich an der Zubereitung des größten Bauernfrühstücks der Welt in Paaren/Glien.

 

2013

In diesem Jahr besteht das Rote Kreuz 150 Jahre. Dies feiern wir mit einem großen Fest am 01. Juni 2013 auf dem Kirchplatz in Gransee.

 

 

2014

Die Kreisversammlung beschließt am 12.11.2014 die vom Vorstand vorbereitete Satzungsreform. Somit erhält der Kreisverband als Folge veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen erstmals ein ehrenamtliches Präsidium und einen hauptamtlichen Vorstand und setzt damit eine Forderung des Generalsekretariats Satzungen bundesweit im Aufbau zu vereinheitlichen.

 

 

2016

Im April 2016 fällt in Zehdenick der Startschuss für ein Neubauprojekt des DRK-Kreisverbandes. An der Straße des Friedens entsteht ein Gebäude für 2 Wohngemeinschaften für Menschen mit Pflegebedarf. Mit dem neuen Geschäftsfeld soll es möglich sein diesen Menschen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und den eigenen Alltag selbst zu gestalten. Grundsteinlegung für dieses Projekt war der 18.Mai 2016. Richtfest konnte am 27.Juli 2016 gefeiert werden.

 

 

2017

Am 01.03.2017 ziehen in die neu gebauten Wohngruppen an der Zehdenicker Straße des Friedens 7a die ersten Mieter ein. Ein großes Bauvorhaben des Kreisverbandes findet damit seinen Abschluss. Es wurden an diesem Standort 1,8 Millionen Euro investiert.

Der Einladung zur offiziellen Eröffnung am 05.05.2017 sind viele Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft gefolgt. 

 

Yvonne Götz wird am 14.06.2017 neue Kreisgeschäftsführerin und löst somit Iris Utecht ab, die seit 2010 diese Funktion ausfüllte. 

 

Der sogenannte Jahrhundertregen von Leegebruch löste einen Katastropheneinsatz aus. Die Helfer des DRK Kreisverbandes Gransee e.V. waren vom 30.06. - 02.07.2017 ununterbrochen im Einsatz.

 

 

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